SACRED GAMES

GQ-MAGAZIN.de / 5. Juli 2018

Sacred Games – Der Pate von Bombay

 

Netflix startet mit „Sacred Games“ eine monumentale indische Mafia-Geschichte. Die Serie spielt in Mumbai und taucht ein in eine Welt aus Verbrechen, Politik und Spionage.

 

Das erste indische Netflix Original heißt „Sacred Games“ und ist die Verfilmung des Romans „Der Pate von Bombay“ von Vikram Chandra. Das Buch ist ein 1300-Seiten Epos, das vom Aufstieg des Gangsterbosses Ganesh Gaitonde erzählt und dabei auch die Geschichte Indiens erklärt. Der indische Schriftsteller Chandra schrieb sieben Jahre an dem Werk und recherchierte dafür sogar im kriminellen Milieu.

 

Das Personal ist aufwendig: Mehr als 30 Figuren tauchen im Lauf der Handlung auf. Ähnlich wie im Roman wechselt die Netflix-Serie kontinuierlich die Perspektiven der beiden Hauptprotagonisten: Der Mafia-Boss Gaitonde berichtet aus seinem eigenen Leben und Polizeiinspektor Sartaj Singh von den Erlebnissen und Ermittlungen in dem mysteriösen Fall.

 

Durchs nächtliche Mumbai

 

Inspektor Sartaj Singh (Saif Ali Khan) bekommt mitten in der Nacht einen anonymen Telefonanruf. Der Anrufer verwendet einen Voice-Changer und erwähnt den Namen von Singhs Vater. „Woher kennen Sie meinen Vater?“ will der Inspektor wissen. Ein Zwischentitel wird eingeblendet: Bombay 1977. Der Unbekannte erzählt jetzt über seine Vergangenheit, die Anfänge seines Lebens als Gangster.

 

 

Währenddessen fährt Singh mit seinem Auto durch die nächtliche Stadt und lässt von der Polizei-Zentrale den Anruf zurückverfolgen. Als der Mann merkt, dass Singh kurz davor ist ihn aufzuspüren, droht er: „Du hast 25 Tage, um deine Stadt zu retten.“ Auf einem leeren Grundstück findet der Polizist schließlich einen bunkerähnlichen Flachbau mit Stahltür, dessen Eingang von einer Kamera überwacht wird. Der Mann spricht immer noch, jetzt über eine Gegensprechanlage: „Rette deine Stadt, Sartaj. In 25 Tagen werden alle sterben.“ In einer weiteren Rückblende springt die Handlung zurück in das Mumbai der 80er Jahre: Der Anrufer beschreibt, wie er Gold schmuggelte und zum ersten Mal jemanden ermordete.

 

Inzwischen ist es Tag geworden und Singh lässt mit einem Bagger eine Wand einreißen, um in den Bunker zu gelangen. In einem spärlich beleuchteten Gang findet der Inspektor die blutüberströmte Leiche einer Frau, die per Kopfschuss hingerichtet worden ist. Doch genau in dem Moment, als er sich dem anonymen Anrufer nähern will, tötet dieser sich selbst mit einer Automatik-Pistole. Es ist der berüchtigte Boss Ganesh Gaitonde (gespielt von Nawazuddin Siddiqui), der jahrelang verschwunden war. Obwohl tot, ist Gaitonde auch weiterhin der Erzähler, der in Rückblenden die Abenteuer seiner Mafia-Karriere zum Besten gibt. Inspektor Singh gerät immer tiefer hinein in die Unterwelt der indischen Mafia: Er hat nur noch 25 Tage Zeit, um die Millionenmetropole Mumbai vor einem möglichen großen Anschlag zu bewahren.

 

 

Schon wieder eine Mafia-Serie?

 

Stories aus der Welt des organisierten Verbrechens sind seit einigen Jahren allgegenwärtig: „4 Blocks“, „Gomorrah“, „Die Sopranos“, „The Wire“, „Boardwalk Empire“, „Im Angesicht des Verbrechens“, „Mc Mafia“, „Lilyhammer“ heißen die bekanntesten Mafia-Serien, doch die Liste könnte endlos weiter fortgesetzt werden.

 

Trotzdem kann man irgendwie nicht genug davon bekommen: Die acht Episoden von „Sacred Games“ führen einen tief hinein in einen vollständig neuartigen Kosmos, weil eine indische Metropole wie Mumbai bisher kein Handlungsort für eine internationale Serie war. Insofern kann man sich bei Netflix für diese Erweiterung der kulturellen Diversität bedanken und sich über unverbrauchte Skylines und Landschaften freuen. „Sacred Games“ ist spannendes, aufwendig produziertes Detektiv-Kino auf der Höhe der Zeit, das einem ganz nebenbei auch noch die Geschichte des Landes vermittelt. Was will man mehr?

 

„Sacred Games“ läuft ab dem 6.07.2018 bei Netflix.

 

Den Text auf GQ.de lesen.

 

Teaserbilder und Produktionsfotos: (c) Netflix