GQ Magazin / 30. März 2021 / Wie veröffentlicht
Paul Newman: Filmlegende, Rennfahrer und Philanthrop
Paul Newman war eine amerikanische Ikone. George Clooney meinte, er habe „die Messlatte für alle anderen zu hoch gehängt“, und zwar nicht „nur für Schauspieler, sondern für alle“. Ein Porträt des Mannes, der neben der Schauspielerei auch sozial engagiert war – und der Autorennen liebte.
Neben Filmlegenden wie Steve McQueen oder Robert Redford zählte der Mann mit den durchdringenden hellblauen Augen jahrzehntelang zu den populärsten Darstellern Hollywoods: Gemeint ist natürlich Paul Newman. Der Star aus „Der Clou“ und „Der Unbeugsame“ wurde 1986 mit dem Ehrenoscar für sein Gesamtwerk ausgezeichnet, ein Jahr danach gewann er einen weiteren Oscar für seine Rolle des Billiard-Spielers „Fast Eddie Felson“ in Martin Scorseses „Die Farbe des Geldes“. Er war außerdem ein leidenschaftlicher Rennfahrer und ein Philanthrop, der sich für wohltätige Zwecke einsetzte. Newman war langjähriger Raucher – er starb am 26. September 2008 an Lungenkrebs.
Paul Leonard Newman wurde 1925 geboren und wuchs in Shaker Heights auf, einer Kleinstadt im Südosten von Cleveland, Ohio. Anfang der 50er-Jahre leitete er eine Weile das Sportgeschäft seiner Eltern, bevor er sich in die Theaterabteilung der Yale-University einschrieb. Zwei Jahre danach verließ er Yale und zog nach New York City, wo er im renommierten „Actors Studio“ von Lee Strasberg Schauspiel studierte. Nach seinem Broadway-Debüt im Jahr zuvor bekam er 1954 von Warner Brothers seine erste große Rolle in „The Silver Chalice“, einem Monumentalfilm von Victor Saville, der von Kritikern aber überwiegend negativ bewertet wurde
1956 verkörperte er den Boxer Rocky Graziano in dem Biopic „Somebody Up There Likes Me“ – seine intensive Darstellung wurde gelobt und Newman wurde zum gefragten Star. Als Karrieredurchbruch gilt schließlich der Film „Die Katze auf dem heißen Blechdach“ (1958), ein Drama nach dem gleichnamigen Theaterstück von Tennessee Williams mit Elizabeth Taylor, der für das Studio MGM ein großer finanzieller Erfolg war – zahllose Rollenangebote folgten und Paul Newman wurde in den nächsten Jahren zu einem der bekanntesten Darsteller der Traumfabrik.
Paul Newman: Filmografie
Paul Newman war von den 1950er-Jahren bis zu seinem Tod in mehr als 80 Film- und TV-Produktionen zu sehen. Am liebsten verkörperte er Antihelden, rebellische Figuren und Underdogs. Die Liste der Kinofilme, in denen der charismatische Darsteller mitgespielt hat, ist endlos lang. Hier eine kleine Auswahl der wichtigsten Werke:
In dem Gefängnisdrama „Der Unbeugsame“ (im Original “Cool Hand Luke”) von Stuart Rosenberg (1967) verkörperte Newman den Kriegsveteranen „Luke Jackson“, der wegen Sachbeschädigung im Knast landet und beginnt, sich gegen die Wärter aufzulehnen. 1969 kam der Buddy-Western „Butch Cassidy und Sundance Kid“ in die Kinos – der Film erzählt von den Zug- und Bankräubern „Butch“ (Paul Newman) und „The Sundance Kid“ (Robert Redford), die vor der Polizei auf der Flucht sind. 1973 wurde die Erfolgskombination aus Newman und Redford fortgesetzt, in dem Film „Der Clou“ von Regisseur George Roy Hill – die Ganoven-Komödie rund um zwei Trickbetrüger war an den Kinokassen sehr erfolgreich und wurde mehrfach ausgezeichnet.
In den 80er-Jahren spielte er an der Seite von Charlotte Rampling in „The Verdict“ (1982) und mit Tom Cruise in „Die Farbe des Geldes“ (1986). Paul Newman arbeitete in den 90er-Jahren mit Ethan und Joel Coen zusammen („Hudsucker“, 1994) und 2002 mit Sam Mendes – der Thriller „Road to Perdition“ mit Tom Hanks ist (neben der Mini-Serie „Empire Falls“, 2005) der letzte große Film, in dem der zu diesem Zeitpunkt 77 Jahre alte Schauspieler zu sehen war.
Zwischen 1968 und 1987 führte Paul Newman außerdem mehrfach Regie – sein Film „Die Liebe eines Sommers“ erhielt eine Oscar-Nominierung und sein Drama „Sie möchten Giganten sein“ wurde von Kritikern positiv bewertet.
Filme mit Paul Newman (Auswahl)
1951: Tales of Tomorrow (TV-Serie)
1954: Der silberne Kelch
1956: Die Hölle ist in mir
1958: Die Katze auf dem heißen Blechdach
1958: Der lange heiße Sommer
1960: Exodus
1961: Haie der Großstadt
1966: Der zerrissene Vorhang
1967: Der Unbeugsame
1967: Man nannte ihn Hombre
1970: Sie möchten Giganten sein
1973: Der Clou
1973: Der Mackintosh-Mann
1980: Der Tag, an dem die Welt unterging
1986: Die Farbe des Geldes
1994: Hudsucker – Der große Sprung
2002: Road to Perdition
2005: Empire Falls (TV-Mini-Serie)
Auszeichnungen und Nominierungen
Newman wurde in seiner langen Karriere 68 Mal für Preise nominiert und hat 38 Filmpreise gewonnen. Er kommt bei den Golden Globe Awards auf über 10 Nominierungen und hat den Preis mehrere Male erhalten, inklusive eines Cecil B. deMille Awards für sein Lebenswerk. Die ersten Oscar-Nominierungen bekam der Hollywood-Star bereits in den 50er- und 60er-Jahren – es dauerte also mehr als 20 Jahre, bis Newman endlich seinen ersten Academy Award in der Tasche hatte: 1986 wurde er mit dem Ehrenoscar für sein Gesamtwerk ausgezeichnet und 1987 als „Bester Hauptdarsteller“ für „Die Farbe des Geldes“.
Newman ist neben Stars wie Jack Nicholson, Robert De Niro und Al Pacino einer der am häufigsten nominierten Hollywood-Stars. Für „besondere humanitäre Verdienste“ wurde ihm außerdem 1994 der „Jean Hersholt Humanitarian“-Ehrenoscar verliehen.
Sein Privatleben (Beziehungen und Kinder)
Paul Newman war von 1949 bis 1958 mit der Schauspielerin Jacqueline Witte verheiratet. Vor ihrer Scheidung hatten sie drei Kinder: Scott, Susan und Stephanie. Scott starb im November 1978 an einer Überdosis Drogen – zur Erinnerung an seinen Sohn gründete Newman später das Scott-Newman-Center zur Prävention von Drogenmissbrauch.
1957 ließ er sich von Witte scheiden, um die Schauspielerin Joanne Woodward (dem Star aus „The Three Faces of Eve“) zu heiraten. Die Ehe hielt für die nächsten 50 Jahre, bis zu seinem Tod im Jahr 2008. Das Paar bekam drei Töchter: Nell, Melissa und Claire.
Soziales Engagement
Der Schauspieler engagierte sich jahrelang sozial: 1982 gründete er die Nahrungsmittelkette „Newman`s Own“, die 25 Jahre nach ihrer Gründung etwa 80 Produkte umfasste. Durch weltweiten Verkauf entstand ein Gewinn von 250 Millionen Dollar, der komplett für wohltätige Zwecke verwendet wurde.
1988 gründete er in Connecticut das „Hole in the Wall“-Camp für Kinder mit schweren Erkrankungen. Die soziale Initiative öffnete acht Lager in den USA, Irland, Großbritannien und Frankreich, und einige der von „Newman's Own“ gesammelten Gewinne wurden zur Unterstützung der „Hole in the Wall“-Camps verwendet. Newman, der politisch liberal eingestellt war, setzte sich außerdem für die gleichgeschlechtliche Ehe und für globale Abrüstung ein.
Style & Looks: Die Stil-Ikone Paul Newman
Paul Newmans Stil kann man tatsächlich als zeitlos bezeichnen – vieles was der Schauspieler getragen hat, gilt auch heute noch als cool. Er mochte eher minimalistische Outfits – zum Beispiel eine Kombination aus Button-Down-Hemden, gut geschnittenen Anzügen und Penny Loafers.
Auch privat sah er immer lässig aus, wenn er einfach nur eine stylische Jacke zusammen mit einem Shirt und Jeans trug. Newman hatte eine Vorliebe für gedeckte und unauffällige Farben in weiß, beige oder blau. Und er ging so gut wie nie ohne Uhr aus dem Haus, ein wichtiges Accessoire, das seinen perfekten Look vervollständigte.
Faszination für Uhren und Autos
1969 übernahm Newman in dem Motorsportfilm „Indianapolis“ eine der Hauptrollen. Er war schon immer an schnellen Autos interessiert gewesen und besaß mehrere Volkswagen mit Porsche-Motoren, doch jetzt hatte ihn der „Speedrausch“ der Rennfahrer erfasst.
Er begann mit einem kleinen Rennauto, einem Datsun 510, ging methodisch vor, benützte den Namen „PL Newman“ und arbeitete sich in den nächsten Jahren in der Racing-Szene weiter nach oben. Im Alter von 70 war er Teilnehmer des 24-Stunden-Rennen von Daytona. Ein Jahrzehnt später – im Alter von 80 Jahren – kehrte er nach Daytona zurück und fuhr sein eigenes Auto in dem Team „Newman/Haas“. Seine Renn-Karriere ist dokumentiert in dem Film „Winning: The Racing Life of Paul Newman“ (2015).
Paul Newman war ein Fan von Uhren im Vintage-Stil und ein berühmter Sammler: Eine „1968er Rolex Cosmograph Daytona Referenz 6239“ des Schauspielers mit der Gravur „Drive carefully.Me“ (eine Mahnung seiner Frau Joanne Woodward) wurde 2017 für 17,75 Millionen Dollar versteigert und gilt deswegen als eine der teuersten Armbanduhren der Welt. Rolex-Uhren mit dem Spitznamen „Paul Newman Daytona“ sind heute begehrte seltene Sammlerstücke, die im fünfstelligen Bereich beginnen.
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