LA LA LAND

Web.de / 11. Januar 2017 / Wie veröffentlicht

Filmkritik zu "La La Land": Die Suche nach Glück in Hollywood

 

In "La La Land" suchen Emma Stone und Ryan Gosling nach der Erfüllung ihrer Träume. Eine Liebeserklärung an Hollywood und ein atemberaubendes Musical von Regisseur Damien Chazelle. Der Film ist der Abräumer bei den Golden Globes und jetzt heißester Kandidat für die Oscarverleihung 2017.

 

Irgendwo im Stau auf einer Autobahnbrücke in Amerika. Plötzlich beginnen hunderte von Menschen auf dem Freeway zu tanzen und zu singen. Die Tänzer springen auf ihre Autodächer und begrüßen aufgeregt den neuen Tag. Erst jetzt fährt die Kamera weiter nach oben und man sieht die Skyline von Los Angeles. Das alles könnte ein total verrückter Flashmob sein. Aber nein, mit dieser furiosen Tanzeinlage beginnt "La La Land", der neue Film von Regie-Wunderkind Damien Chazelle. Und ja: es ist ein Musical – ein "Musikfilm mit Tanzeinlagen", was nicht unbedingt jedermanns Geschmack ist. Doch zunächst mehr zur Handlung von "La La Land".

 

Unterwegs in der Stadt der Träume

 

Die Handlung hört sich zunächst an wie ein klassisches Hollywood-Klischee: Die erfolglose Schauspielerin Mia (Emma Stone) verliebt sich Hals über Kopf in den begabten, aber ebenfalls erfolglosen Jazzpianisten Sebastian (Ryan Gosling). Während Mia in einem Café auf dem Gelände eines großes Film-Studios arbeitet, schlägt sich Sebastian als Bar-Pianist in einem zweitklassigen Club durch. Mia hastet von Casting zu Casting. Und der Retro-Jazz-Fan Sebastian träumt davon, einen eigenen Club zu eröffnen, um Menschen für seine Musik zu begeistern. Zwischen all dem schaffen die beiden es, eine halbwegs glückliche Beziehung zu führen. Doch die Zeit schreitet voran und Sebastian wird Pianist in einer erfolgreichen Band. So ist es absurderweise der finanzielle Erfolg, der das Märchen zum Wanken bringt.

 

Eine Liebeserklärung an Hollywood

 

"La La Land" stammt aus der Feder von Damien Chazelle, der auch schon bei dem Musik-Drama "Whiplash" (2014) sein eigenes Drehbuch verfilmt hatte. Bei "La La Land" ging es dem Regisseur um nichts anderes als um eine Neuerfindung des Musicals. Was mehr als gelungen ist – der Film ist eine Verbeugung vor Klassikern wie "Singing in the Rain" und Stars wie Ginger Rogers und Fred Astaire. Das allerdings transportiert in die Neuzeit, mit dem LA von heute und den schönsten Filmsets, die man sich in der Mega-City so vorstellen kann. Beeindruckend ist auch, mit welcher Leichtigkeit es Chazelle schafft, die Balance zwischen Wirklichkeit und Traum unter einen Hut zu bringen.

 

"La La Land" spielt kontinuierlich in einer "Film im Film"-Welt an ikonografischen Schauplätzen in LA. So laufen Mia und Sebastian in einer Szene über ein Studiogelände, auf dem gerade gedreht wird. Die tatsächliche Handlung im Film spielt in diesem Moment also am Rande einer weiteren Erzählebene. Oder die Kamera folgt Mia bei ihren vergeblichen Versuchen, beim Casting zu punkten. So hat man immer wieder das Gefühl, hautnah am Puls von Hollywood zu sein.

 

Chancen bei den Oscars

 

Es gibt keinen Zweifel – natürlich sind Emma Stone und Ryan Gosling das coolste Film-Paar, das Hollywood momentan zu bieten hat. Nachdem Damien Chazelles "Whiplash" drei Oscars gewonnen hat (Bester Nebendarsteller, Bester Schnitt, Bester Ton), hat sein "La La Land" auch wieder beste Chancen auf den Thron. Das Musical war der Eröffnungsfilm der Filmfestspiele von Venedig und hat im Januar sieben Golden Globes gewonnen - bei sieben Nominierungen. Alles Indikatoren für einen "Run" bei der diesjährigen Oscar-Verleihung. Filme über LA und das Entertainment-Business dürften bei der Academy außerdem bestens ankommen.

Last but not least

 

Ryan Gosling hat tatsächlich eine sehr schöne Stimme, auch wenn man merkt, dass sein Spektrum nicht allzu riesig ist. Und Emma Stone kann wirklich gut singen. In "La La Land" wird das Musicalhafte außerdem nur sehr dosiert eingesetzt und es bleibt viel Raum für Handlung ohne Musik. Erstaunlicherweise wurde Gosling bei Nahaufnahmen am Klavier nicht gedoubelt. Der Schauspieler soll sich das Spielen wie ein Besessener in wenigen Monaten selbst beigebracht haben. Auch Fans von John Legend können sich freuen: Der Singer/Songwriter und zehnfache Grammy-Preisträger ist hier in seiner ersten großen Kinorolle zu sehen.

 

Hat "La La Land" das Potenzial zum Kultfilm? Wir werden sehen. Der Film kommt jedenfalls wie ein frischer, bunter Wirbelwind daher und könnte das alte Genre Musical tatsächlich wieder neu beleben.

 

"La La Land" startet am 12. Januar in den deutschen Kinos.

 

Den Text auf Web.de lesen.

 

Teaserbild: (c) Summit Entertainment